7: Raketen, Outsider Art und Datschen
Wir waren ja schon abends bis vor die Tore des Museums gefahren. Hier in der dünn besiedelten Gegend östlich des Sees „Plateliu ez“ wurden anfang der sechziger Jahre die wenigen Anwohner umgesiedelt und dann unter höchster Geheimhaltung unterirdische Silos für vier Nuklear-Raketen, die gen West Europa gerichtet waren angelegt.
Da diese Raketen bessere Feuerwerkskörper waren, konnten sie nur durch die exakte Ausrichtung und die genau richtige Menge Treibstoff auf ein Ziel eingestellt werden.
Das Museum ist ganz nett, hat aber nicht mal eine eigene Webseite. Laut Gästebuch waren wir der Erste Besucher seit 8 Tagen. Mehr bei Atlas Obskura.
moreDer Nationalpark Žemaitijos ist toll und bietet einige schöne Campingplätze und Wanderwege. Erinnert ein bisschen an Süd-Schweden.
Alles Erkunden und derweil erstmal die Details der Überschwemmungen der letzten Tage trocknen. Die tropfnasse Fussmatte haben wir wohl gestern am Zaun des Truppenübungsplatzes hängen lassen. Naja. Der erste echte Wasserschaden. Kann ich wenigstens die nächsten Tage den dreckigen Boden auf die fehlende Fussmatte schieben.
Aus dem Park ging es dann zu einem „Outsider Art“ Museum bei Salantai. „Orvidas Garden“. Da hätte man auch einen ganzen Tag verbringen können. Böse könnte man es eine Gerümpelsammlung nennen. Aber mit viel Liebe zum Detail – ein irgendwie Magischer Ort. Das Kassenhäuschen war unbesetzt, aber es mag im Sommer sogar Restauration geben. Ich lasse mal die Bilder für sich sprechen.
Von da immer auf Sandpisten an der Grenze lang gen Osten. Leider keinen Grünen Grenzübergang gefunden, aber viele Datschen, Freizeitheime & Sandgruben. Ich hatte gedacht, das es zwischen den ehemaligen Sowjet-Republiken zahlreiche Binnengrenzübergänge gäbe – aber war nichts.
Die unvermeidliche Gruselbrücke für einen Reisenden mit schwerem Fahrzeug kam dann auch. 8 Tonnen. „Was wiegen wir denn?“ „Öh“ Hat erstaunlich geknackt, war aber wohl nur die gammelige Beplankung. Nicht so schlau war im Rangiermodus DM zu fahren – da konnte ich nicht Gas geben, um schnell von der Brücke zu kommen.
Also über die „offizielle“ Grenze südlich von Rucava. Da wurde die Strasse auf Lettischer Seite plötzlich so schlecht, dass wir dachten, wir hätten einen Knick in der Optik.
Wir sind dann zur Küsste in das Gebiet um Pape gefahren. Das war Touristisch gut erschlossen, aber Menschenleer. Mit schön am Strand stehen war also nichts. Also ein Parkplatz hinter den Dünen. Klohäusschen mit Eintritt, entsprechend zugeschissene Büsche, drei ultrahelle Solar-Wind-LED-Straßenlaternen und eine penetrant blinkende Temperatur- und Zeitanzeige dämpfen die Romantik etwas. Dafür aber auf der anderen Seite der Dünen ein toller Sonnenuntergang.