Ganz langsam auf schönem Track durch die Pyrenäen
Mondhell ist es draussen. Wasser plätschert. Bäume Rauschen. Irgendwas ist im Gehölz. Gespenstisches Licht. Ich sortiere Fotos. Und lese „The Fall of the House Cabal“. Kann als Vampiergeschichte durchgehen. Fühle mich doch sehr in der Einsamkeit grad. Bisschen ein kalter Schauer.
Heute schliesse ich ab; das mach ich sonst nur in Städten.
Wo haben mich gestern meine Räder nur hin getragen?
Morgens Eis auf den Dachfenstern. Kälteste Nacht bisher. Obwohl es hier nicht so karg und gebirgig aussieht, wie an meinem Übernachtungsplatz vor zwei Tagen ist es fast genau so hoch. Schauer hatte über Nacht nicht nur ich. Alles ist durchweicht.
In Flussniederungen zu übernachten ist vielleicht gar nicht immer so schlau.
Im Auto ist es 12 Grad oder so, Heizung war über nacht aus. Fußbodenheizung an für die Gemütlichkeit. Warmluftheizung an gegen Kälte und Feuchtigkeit. Wenn man aus der Dusche kommt föhnt einen die Warmluftheizung (fast) trocken. Ansonsten ist sie laut und doof. Erster Kaffee. Kurzes Kartenstudium. Nicht schlauer.
Na dann weiter! Heute Abend will ich in Girona sein!
Brücke sieht tragfähig aus. Aber danach wird es direkt recht zugewachsen. So daß ein SUV Sorge um einen Lack haben müsste.
Was folgt ist die schönste Strecke der ganzen Reise. Das Wetter trägt seinen Teil dazu bei.
Märchenland.
Aber auch die mit dem höchsten Materialverschleiss. Die Sonne scheint. Bodennebel. Der Untergrund ist gelegentlich schmierig, aber ansonsten gut, manchmal muss ich reversieren in den Kurven, aber was soll’s.
Einmal ist ein Felsblock im Weg, der weggerollt werden will.
Aber nahezu ständig kratzen und schleifen irgendwelche Büsche an der Karosse. Immer wieder muss ich anhalten und versuchen irgendwelche Äste über das Auto zu hieven.
Darf man hier eigentlich her fahren? Irgendwo parkt ein Auto. Sicher die Forstaufsicht! Kaum bin ich 200m Vorbei höher ich rufe von hinten. Mitstreiter jetzt gibts Ärger! Ach hätte ich doch nur ….
Anhalten, Büßer-Miene aufsetzen, Fenster auf, mal schauen. …. Gut das ich in 2.5m Höhe aus dem Fenster schaue, denn sonst wäre mir der Kopf abgerissen worden. Rechts und links schließen Enduros an meinem WoMo vorbei. Mal gibt’s zum Dank, das ich gehalten hab (oder Anerkennung, dass ich die Strecke bezwinge?), einen „Daumen hoch“. Aber eilig haben sie es alle.
In der nächsten Stunde Rechen vier Motoradkaravanen an Meier vorbei. Wow. Scheinbar darf man hier fahren. Und die Strecke ist beliebt bei „off-road Enthusiasten“.
Man ist das schön hier. Ich möchte alle 500 m halten und Pause machen. Aber Viehzäune auf und zu, Kleine Brücken begutachten, um Äste zirkeln. Ich komme echt langsam voran.
Irgendwo begegnen mir zwei Wanderer. Beide Seiten schauen dumm. Ich nutze die Gelegenheit, auf einer Abzweigung die falsche Kuppe zu erwischen. Himmelsrichtung stimmt so gar nicht mehr und ich bin nicht mehr auf der im Navi eingezeichneten „Straße“. Das sicher kratzigste Wendemanöver meiner Reise Folgt – zur 500m Rückwärts fahren fand ich die Strecke zu kernig.
Da sind wieder Motorrad Spuren. Noch ein Auto. Astwerk in einer Serpentine. Dann ein richtiger Baum auf der Strasse. Hmmm.
Meine Lieblingsmachete hatte mir ja auf der Russlandtour der Ukrainische Zoll bei der Ausreise abgenommen. Ich glaube ich bin da jetzt wegen illegalem Waffenbesitz vorbestraft. Seitdem hadere ich mit der Neuanschaffung. Vielleicht doch besser Beil oder Axt? Find ich eigentlich beides Unhandlich und gefährlich.
Naja ich hab ja meine Klappsäge mit. Laut Irgend einem 4×4 Magazin das beste seit geschnitten Brot für das Handschuhfach. Schön scharf ist sie jedenfalls.
Die Spanungsverteilung im Baum … hmm … also von unten sägen. Gut halten kann man die Säge so nicht. Zack ist das Sägeblatt verbogen. Kurz drauf ist es abgebrochen.
Hinter mir hält ein Geländewagen. Eine nette spanische Familie. Waren Pilze Suchen. Er voll bei der Bergung dabei, Gattin und Kind ehr genervt im Auto. Ja Kettensäge! Hätte er zuhause. Vorbeifahren und mich alleine zurück lassen will er auch nicht.
Nach einigem hin und her Reicht ein sanfter Zug im Rückwärtsgang um das Ding an der angesägten Sollbruchstelle durchzubrechen.
Stumpf gemeinsam aus dem Weg räumen.
Selfie der Aushilfe-Waldarbeiter. Das aufräumen nach erfolgter Bergung ist meiner Erfahrung nach ja das, wo am ehesten was schief geht. Ich fahre beinahe mit offener Garage los …
Es geht weiter nach dem ich ein paar Tips bekommen habe, wie ich schnell nach Girona komme.
An der Kreuzung wartet er nochmal auf mich und macht Palaver mit einem anderen Local. Die eine Strasse hätte alte Tunnels, könnte sein, das ich da nicht durch passe. Ich versuche mein Glück mal nicht und folge der anderen Strasse.
Von da schnell weiter zum Flughafen! Track der Strecke gibt es bei wikiloc. Ganz in der Nähe gibt es noch den Track Sala-Merli und Salinas–Seira.
Zum Flughafen
Nach dem sehr robusten Einsatz erst mal Materialpflege.
Das Display hatte beim Überhohlen der Motocross-Truppe geklagt „Blinker Re. defekt“. Stimmt. So’n Bordcomputer kann durchaus auch eine gute Sache sein.
Ich hab ja von MAN Ein Ersatzlampenset dabei – ist in Spanien Pflicht. Der passende Torx-Schrauben(fest)zieher (nicht -(rund)dreher) war auch beim Auto dabei. Perfekt ausgerüstet! Ich gratuliere mir selbst, dass ich nicht wie gewisse andere Leute mit nicht vorschriftsmässigem Bremslicht quer durch Russland fahre.
Bisschen fummelig die Rückleuchtenabdeckung unter dem Schutzblech rauszukriegen. Oh!
Irgend eine „Klarglasoptik“ ist verbaut. Deswegen müssen die Blinker orange sein. Albern. Noch doofer: in dem MAN Ersatzbirnen Set, was mir die Werkstatt eingepackt hat, ist keine orange Birne.
Dann eben eine weisse. Besser weiß blinken, als gar nicht blinken. Nee, das geht auch nicht. Die Pinnchen, mit denen man die Birne „einschraubt“ sind bei der Orangen asymmetrische angeordnet, damit man keine weissen rein tut.
Grummel.
Ich überlege zu basteln. Nee. Tauschen? Nee. Kotflügelblinker sind LED und vorne will ich nicht ausbauen. Na dann eben nicht.
In der Folge finde ich heraus, das keine Tanke, die ich besuche orange 24V Birnen hat. Ich fahre also einige Tage bis Perpingan in Frankreich mit kaputtem Blinker. So viel zu perfekt vorbereitet.
Ich räume das ganze Geäst, das sich zwischen Koffer und Fahrerhaus angesammelt weg – soll ja nicht Feuer fangen – und versuche zumindest den Großteil des Gehölzes auf um und unter dem Dachträger wegzusammeln.
Die äusseren Dachscheinwerfer wieder notdürftig eingestellt – da muss eine der astfestere Lösung her.
Dann wird in den Sonnenuntergang geritten. Kilometer fressen.
Ich drehe eine Aufklärungsrunde am Flughafen vorbei. Da ist ein Parkplatz, auf dem Transporter stehen aber „WoMo & Laster verboten“ steht dran. Und ich hab sorge, dass man durchs Parkhaus muss, um raus zu kommen.
Der Busbahnhof ist recht leer ….
… danach schnell nen Nachtplatz gesucht.